Donnerstag, 9. Juni 2011

... [lieblings - andersrum]

Als Kind mußte ich regelmäßig Freundschaftsbücher meiner Freunde und Klassenkameraden ausfüllen. Da gab es die Kategorie "Lieblings-", in der man Schauspieler, Farben, Getränke, Tiere, Lehrer oder was auch immer angeben sollte.

Nach dem Gegenteil, der am wenigsten gemochten Farbe, Band, Sportart konnte nicht gefragt werden, weil dafür das Wort fehlt.

"Meine ...-Kneipe ist das Luxeck!"

Der Bedarf für einen solchen Begriff ist doch nicht zu leugnen! Mir fehlt fast täglich die Möglichkeit, präzise auf diesem Weg meine Abscheu gegenüber irgendetwas auszudrücken; ein schmerzhaft vermisstes Wort!

Die umgangssprachlich benutzte Hilfsformulierung "Hass-" ist weder elegant noch brauchbar.

... [taub, blind, stumm, ?]

"Ich rieche nicht gut" - "Das rieche ich auch"

Nein, das ist nicht gemeint. Wenn die Sinnesorgane nicht funktionieren, gibt es dafür Worte. Wer nicht sehen kann, ist blind. Fehlt die Sprachfähigkeit, ist man stumm; taub, wenn man nicht hören kann. Kennt jeder. Aber wie heißt es, nicht riechen zu können? Sicherlich ist dieser Sinnesverlust selten, aber das rechtfertigt doch nicht, ihn zu ignorieren!

... [nicht durstig]

Vor einigen Jahren veranstaltete ein Getränkehersteller einen Wettbewerb, bei dem es galt, das Gegenteil von "durstig" zu benennen. Weil mir die Idee des Lexikons der fehlenden Worte schon damals vorschwebte, ärgerte mich diese Suche enorm. Einen neuen Kunstbegriff für eine solche Sprachunvollkommenheit zu schaffen, ist unästhetisch und vollkommen überflüssig. Womit wir wieder beim Thema wären.

"Möchtest du noch etwas trinken?" - "Nein danke, ich bin ...!"

Satt als Gegenteil von hungrig hat unbestritten einen Platz im allgemeinen Wortschatz. Warum gibt es dann keine Entsprechung zu durstig? Sprachlich macht das keinen Sinn. Noch dazu ist trinken die lebensnotwendigere Tätigkeit als essen, zumindest merkt man das, wenn man beides nicht mehr macht.

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